YaNuCa

YaNuCa ist ein Web-Tool zur Berechnung von künstlicher Ernährung für erwachsene Intensivpatienten.

YaNuCa wurde ursprünglich herausgegeben von nursix.org.

Aktuelle Online-Version (zur direkten Benutzung via Web):

YaNuCa ist freie Software. Sie dürfen es kopieren und/oder modifizieren zu den Bedingungen der GNU Affero General Public License.

Mehr Informationen zu YaNuCa finden Sie im YaNuCa Wiki.

Das YaNuCa-"Ernährungsmodell"

YaNuCa bietet kein formales Modell für die künstliche Ernährung von Intensivpatienten, sondern ist einfach nur eine Rechenhilfe. Dennoch unterstützt YaNuCa eine bestimmte Methode für den enteralen Ernährungsaufbau, die hier kurz beschrieben ist.

Allgemein

YaNuCa berechnet einen Ernährungsplan in 5 Stufen - eine Stufe ist für totale parenterale Ernährung (TPN) und vier Stufen (1-4) für den Aufbau einer enteralen (Sonden-)ernährung.

Um die enterale Ernährung aufzubauen, startet man normalerweise mit Stufe 1 und geht pro Tag um eine Stufe höher.

Für jede Stufe zeigt YaNuCa Zufuhrraten für enterale und parenterale Ernährungslösungen. Das entsprechende Produkt zur Sondenernährung kann aus der eingebauten Datenbank ausgewählt werden, während die parenterale Ernährung immer zusammengestellt wird aus 10%iger Aminosäure-Lösung, 40%iger Glucose-Lösung und 20%iger Lipidemulsion (hierbei werden jedoch keine bestimmten Produkte benannt oder empfohlen).

Enterale Ernährung

Es wird angenommen, dass die enterale Ernährung über eine gastrale Sonde in Intervallen von je 4 Stunden mit der angegebenen Rate verabreicht wird, jeweils gefolgt von einer Pause, die zur Toleranzprüfung und enteralen Medikation vorgesehen ist.

Entsprechend der Anzahl von 4-Stunden-Zyklen pro 24 Stunden, die notwendig sind um die berechnete tägliche Menge von enteraler Nahrung zuzuführen, dauern die Pausen entweder 1 oder 2 Stunden (4 Zyklen/Tag=2 Stunden Pause, 5 Zyklen/Tag=1 Stunde Pause). Die erforderliche Zyklenzahl wird in der Zufuhrraten-Tabelle angezeigt.

Maximale Rate für enterale Ernährung

YaNuCa läßt eine maximale enterale Zufuhrrate von 150 ml/h zu, was für die meisten marktüblichen Produkte zu empfehlen ist. Man kann jedoch auch eine niedrigere Maximalrate auswählen, falls erforderlich.

Passageprobleme bei enteraler Ernährung

Falls der Patient Passageprobleme bei der enteralen Ernährung zeigt, kann man erwägen, einen 4-Stunden-Zyklus auszusetzen, um die Ursache zu klären. Falls das Problem nicht behoben werden kann oder trotz geeigneter Gegenmaßnahmen weiterbesteht, ist ein Aussetzen der gesamten enteralen Ernährung für den Rest des Tages zu empfehlen - somit ein Umsetzen auf TPN. In manchen Fällen kann eine niedrigere maximale Zufuhrrate helfen.

ACHTUNG: im schlimmsten Fall (unglücklicherweise oft) zeigen persistierende schwere Passagestörungen eine enterale Ischämie an, bei der sich eine Fortsetzung der enteralen Ernährung verbietet (erhöhtes Risiko für septische Komplikationen).

Wasserbilanz

Um die Berechnung der Wasserbilanz zu erleichtern wird der stündliche Wasseranteil in der enteralen Ernährung in der Zufuhrraten-Tabelle angezeigt (für parenterale Lösungen wird üblicherweise die Gesamtrate in die Bilanz gerechnet). Falls Sie lieber die volle enterale Zufuhr in die Wasserbilanz einrechnen möchten, ignorieren Sie einfach diese Zeile.

Parenterale Ernährung

Bei der parenteralen Ernährung wird angenommen, dass die Lösungen kontinuierlich über 24 Stunden verabreicht werden. Die parenteralen Zufuhrraten sind so berechnet, dass sie die jeweilige enterale Ernährung bis auf den vollen Bedarf des Patienten ergänzen. Es steht Ihnen frei, die parenterale Ergänzung zu applizieren oder nicht, dies ist jedoch zu empfehlen für Patienten mit hohem Risiko für eine kritische Mangelernährung.

In Stufe 4 der enteralen Ernährung versucht YaNuCa, den berechneten Bedarf allein durch enterale Ernährung zu decken. Das kann jedoch u.U. entweder an der festgelegten Maximalrate für enterale Ernährung (150 ml/h oder weniger, falls eingestellt) oder an einer ungeeigneten Kombination von Makronährstoffen in der gewählten Sondennahrung scheitern (z.B. haben die meisten Produkte einen unzureichenden Proteinanteil). In diesen Fällen wird auch in Stufe 4 eine parenterale Ergänzung angegeben. In anabolen Krankheitsphasen oder wenn die künstliche Ernährung für mehr als 5 Tage erforderlich ist, sollten diese Ergänzung in jedem Fall appliziert werden - insbesondere Aminosäuren.

YaNuCa benutzen

Überblick

Die YaNuCa-Bedienoberfläche ist in vier Abschnitte unterteilt, die von oben nach unten abgearbeitet werden sollten.

Der oberste (graue) Abschnitt dienst zur Angabe der Patientendaten.

Im mittleren (roten) Abschnitt können Sondennahrung und maximale enterale Zufuhrrate ausgewählt sowie eine eventuelle orale Nahrungsaufnahme des Patienten angegeben werden.

Der mittlere (gelbe) Abschnitt zeigt den errechneten Bedarf und eine mögliche Zusammensetzung der Nahrung aus den Makronährstoffen an. In diesem Abschnitt kann man (rechts) manuell Zielbereiche für diese Berechnung festlegen. Werden diese Einstellungen auf "automatisch" belassen, rechnet YaNuCa mit den eingebauten Standardwerten.

Der untere (graue und blaue) Abschnitt zeigt die errechneten Zufuhrraten für jede Stufe an.

Das gesamte Dokument kann einfach auf ein A4-Blatt ausgedruckt werden. Benutzen Sie dazu einfach den "Drucken"-Button ihres Web-Browsers.

Patientendaten

Diese Felder erklären sich sehr gut selbst.

Falls das initiale Gewicht des Patienten unbekannt ist oder nicht genau bestimmt werden kann, kann das Feld einfach auf "unbekannt" belassen werden. YaNuCa rechnet dann mit einem Standardgewicht auf der Basis der übrigen angegeben Daten (das tatsächlich verwendete Gewicht wird im gelben Abschnitt angezeigt). Fall jedoch ein Gewicht ausgewählt wird, wird das "Statur"-Feld entsprechend ignoriert.

Die Zuordnung eines Krankheitsfaktors kann schwierig sein. Mehr noch, Stressfaktoren sind dynamisch - sie können für denselben Patienten von Tag zu Tag schwanken. Deshalb sollte der Ernährungsplan täglich neu berechnet werden. Der Krankheitsfaktor und der Temperaturfaktor darunter skalieren den Bedarf zwischen 70 und 200% des geschätzten Ruheenergieumsatzes des Patienten.

Sondennahrung und orale Nahrungsaufnahme

Im mittleren (roten) Abschnitt kann man die jeweilige Sondennahrung auswählen.

Die jeweilige Zusammensetzung der Sondennahrung dient YaNuCa als Leitlinie bei der Berechnung der Nahrungszusammensetzung - auch für die parenterale Ernährung, d.h. wenn sie eine glucosearme Sondennahrung wählen, wird auch der berechnete Glucoseanteil in der parenteralen Ernährung niedriger sein.

Welche Sondennahrung sie wählen sollten, hängt von der Verfügbarkeit des Produktes sowie von der individuellen Verträglichkeit und dem Bedarf des Patienten ab. Deshalb stellt die voreingestellte Auswahl keineswegs eine Produktempfehlung dar.

Falls der Patient normal essen kann (eine nennenswerte Menge), dann kann YaNuCa dies bei der Berechnung berücksichtigen. Um diese Funktion zu nutzen, schätzen Sie die tägliche orale Nahrungsaufnahme (als Energiewert) und treffen eine entsprechende Auswahl im "Orale Ernährung"-Feld.

Auf diese Weise können Sie auch eine supportive (ergänzende) parenterale Ernährung berechnen, wenn der Patient zwar normal essen, aber seinen Bedarf damit nicht decken kann. Verwenden Sie in diesem Fall die TPN-Berechnung.

Die Bedarfstabelle

Die Bedarfstabelle (gelb) zeigt den errechneten Bedarf des Patienten und eine dafür geeignete Zusammenstellung aus Makronährstoffen an. Die Mengen der jeweiligen Makronährstoffe sind angegeben als absolute (tägliche Gesamtmenge) sowie relative Werte (tägliche Menge je kg Körpergewicht).

Die "Optionen"-Felder rechts gestatten eine manuelle Beeinflussung der Nährstoffzusammenstellung. Diese Beeinflussung ist jedoch begrenzt durch eingebaute Grenzwerte und die überhaupt vorhandenen Möglichkeiten. Sie stellen insofern eher Richtwerte als präzise Vorgaben dar. Es kann durchaus vorkommen, dass die hier getroffene Auswahl keinen signifikanten Effekt hat - vor allem in Fällen, in denen ohnehin an den Grenzen des Machbaren therapiert wird.